Über den Mut von gestern und unsere Verantwortung heute
Die Schülerzeitung josefine veranstaltet einen Abend zum Thema Freiheit und Demokratie. Angehörige prominenter Widerstandskämpfer unterstützen sie dabei. Von josefine
Nach 80 Jahren Frieden scheinen Freiheit und Demokratie für uns alle selbstverständlich. Aber das sind sie nicht. Populisten und ein neuer Rechtsruck verschaffen sich zunehmend Gehör und Wählerstimmen. Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und Übergriffe wie auf Menschen anderer Hautfarbe, Religion oder sexueller Ausrichtung nehmen weiter zu. Das ist auch bei den Redakteurinnen der Schülerzeitung josefine an der Mädchenrealschule St. Josef in Hanau Großaueim nicht vorbeigegangen.
Den jungen Redakteurinnen fehlt das "Mensch sein", wie es die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer nennt. Und es beschäftigt sie, warum eine Minderheit lauter sein kann, als die Mehrheit. josefine hatte deshalb schon im vergangenen Mai einen Abend zu Emilie und Oskar Schindler veranstaltet. Zahlreiche und sehr positive Rückmeldungen und die Anerkennung, die sie dafür erhalten haben, brachten sie auf die Idee, in diesem Jahr einen öffentlichen Abend zum Thema Demokratie zu planen.
Unter dem Motto "Man darf nicht nur dagegen sein, man muss auch etwas tun", ein Zitat von Sophie Scholl, Mitglied der Widerstandsgruppe Weiße Rose, hat die Schülerzeitung nun Anfang Juni alle Interessierten in die St. Josefschule in Großauheim eingeladen. "Ziel der Veranstaltung ist es zu zeigen, dass Demokratie zwar eine gute Sache, aber nicht selbstverständlich ist, und dass man etwas dafür tun muss", sagt josefine-Redakteurin Helena Lortz. Das fünfköpfige Redaktionsteam hat sich daher Menschen für eine Diskussionsrunde an diesem Abend eingeladen, die zum Widerstand damals und Zivilcourage heute viel Wertvolles zu erzählen haben.
Nämlich Angehörige bekannter Widerstandskämpfer gegen die Nationalsozialisten. "Denn wer seine Vergangenheit nicht kennt, kann im heute nicht Demokratie und Freiheit schützen", sagt josefine-Redakteurin Alina Dielmann, die den Abend zusammen mit ihrer Kollegin Alina Dielmann moderieren wird.
Die Gäste sind:
Sophie Bechtolsheim ist die Enkelin von Claus Graf Stauffenberg. Die Historikerin hat über ihren Großvater ein Buch geschrieben. Stauffenberg wollte am 20.07.1944 Hitler im Führerhauptquartier Wolfsschanze in die Luft sprengen und dadurch mit über 200 Unterstützern Deutschland von der Diktatur befreien. Das Attentat scheiterte. Noch am selben Tag wurden er und viele Unterstützer hingerichtet.
Maximilian Probst, Journalist bei der Wochenzeitung Die Zeit, ist der Enkel von Christoph Probst, der am 22.02.1943 zusammen mit Sophie Scholl und ihrem Bruder Hans wegen des Schreibens und Verteilens von Flugblättern der Widerstandsgruppe Weiße Rose vom Blutrichter Roland Freisler als Volksverräter verurteilt und noch am gleichen Tag mit der Guillotine im Münchner Gefängnis Stadelheim hingerichtet wurden.
Mathias Bonhoeffer ist evangelischer Pfarrer in Köln und ein Großneffe von Dietrich Bonhoeffer, der sich als christlicher Widerstandskämpfer schon früh gegen die NS-Ideologie einsetzte, trotzdem die Attentatspläne gegen Hitler unterstützte und ein verantwortungsvolles, aktives Christsein forderte: "Nicht der Gedanke, sondern das Tun entscheidet". Am 9. April 1945 wurde Bonhoeffer auf direkten Befehl von Hitler und ohne reguläres Gericht kurz vor Kriegsende im KZ Flossenbürg hingerichtet.
Es war ein besonderer Abend. Vielen Dank dafür an alle!
Sie können unser Veranstaltung hier nachträglich ansehen.