Warum Haare spenden glücklich macht

Beim Wechsel von einer Langhaarfrisur zur Kurzhaarfrisur bleiben viele Haare übrig. Als Spende lassen sich daraus Perücken für Menschen machen, die ihre eigenen Haare verloren haben.


Von (unserer ehemaligen Redakteurin) Emely Schenk


Viele Menschen leiden an Krankheiten wie Krebs, kreisrundem Haarausfall oder einer Schilddrüsenstörung, die einen dauerhaften oder zeitweisen Haarausfall auslösen. Diese Menschen wünschen sich oft Echthaarperücken, da sie viel angenehmer zu tragen sind und auch natürlicher aussehen als eine Kunsthaarperücke - gerade in jungen Jahren ein sehr wichtiger Faktor für mehr Selbstbewusstsein. Denn für manche ist es eine große psychische Belastung, wenn man sich ohne Haare nicht mehr mit seinem Äußeren wohlfühlt und andere sehen, dass man zum Beispiel Krebs hat.

Um diesen Menschen zu helfen, können Mädchen, Frauen aber auch Männer ihre Haare ab einer Länge von mindestens 25 cm spenden. Die Haare müssen allerdings unbehandelt sein, also weder Strähnen noch eine Tönung oder eine Färbung haben. Auch Kinder können im Prinzip ihre Haare spenden, denn es gibt kein Mindestalter.

Die Haare können dann an einen sozialen Verein wie ,,
Die Haarfee“ oder „Die Haarspender“ geschickt werden. Das Besondere an diesen Vereinen ist, dass sie nicht wie kommerzielle Unternehmen die Perücken verkaufen, sondern die Perücken den bedürftigen Menschen schenkt und somit keine Kosten für die Betroffenen entstehen. "Eine Echthaarperücke kostet zwischen 1.500 und 3.000 Euro, die Krankenkasse übernimmt aber meist nur einen Bruchteilteil der Kosten, der Rest wird dann von unserem Verein bezahlt, so dass die Kinder nichts für unsere Perücken zahlen müssen", sagt Claudia Attar vom Verein Haarfee in Wien.




Mein Name ist Charlotte Fleur Brockers, ich bin 13 Jahre alt und gehe auf der St. Josefschule in die 8. Klasse.

Am 28. August 2020 war es für mich so weit: meine Haare waren lang genug. Ich war beim Friseur und ließ meine Haare abschneiden. Nach vielen, vielen Jahren mit ganz langen Haaren, immer nur Spitzen schneiden, entschied ich mich für eine Kurzhaarfrisur.

Doch die abgeschnittene Mähne wurde nicht wie normal beim Friseur in den Müll „entsorgt“, sondern von mir an den Verein „Die Haarspender“ in Wien (Österreich) gespendet.

Das Team dort organisiert dann mit den zugeschickten Haarspenden die Herstellung einer Kinderhaarperücke für bedürftige Kinder, die traurigerweise ihre Haare durch Krankheiten, wie z.B. durch Krebs mit einer Chemotherapie, verloren haben.

Es gibt viele Frisöre, etwa 200 Partnersalons, die die Haare verschicken.

Ich finde diese Organisation toll, weil dadurch Kindern geholfen wird, die sich sonst keine Echthaarperücke leisten können. Außerdem macht es mich glücklich und stolz, dass ich helfen konnte.


Die meisten Perückenempfänger sind entweder an Krebs oder unerwünschtem Haarausfall, Alopecia genannt, erkrankt. "Wir haben bereits Perücken in mehrere Länder verschenkt, hauptsächlich in Österreich, aber auch nach Deutschland, Italien oder die Schweiz", erzählt Claudia Attar. Die jüngste Empfängerin war dabei erst 4 Jahre alt. Auch Clara aus Österreich (grosses Bild) leidet bereits seit ihrer Kindheit an Alopecia, seit 2015 ganz besonders schlimm. "Sie hatte sich vor drei Jahren das erste mal an uns gewandt und wir haben ihr seitdem bereits öfters eine Perücke geschenkt, da sie bei täglicher Nutzung nur ca. 1-2 Jahre getragen werden können". Auch Holger Thomas Möller vom Verein Die Haarspender, der ebenso in Wien ist, erinnert sich besonders an einen Fall: "Für uns sehr bewegend war das kleine 6-jährige Mädchen, das eine Brandbombe im Bürgerkrieg in Syrien überlebt hat, und dem wir mit einer Perücke in ihrer früheren Haarfarbe helfen konnten".

Man kann die Haare entweder selbst abschneiden und zu einem Zopf geflochten und umweltfreundlich in Papier verpackt an den Verein schicken, oder man geht wenn es die Coronapandemie wieder zulässt zu einem Partner-Friseur der Vereine, die das erledigen. Die Partnerfriseure findet man auf deren Homepage. Viele verpassen dem Spender als Dankeschön kostenlos einen neuen Haarschnitt.

Nach dem man die Haare verschickt hat, werden sie von den ehrenamtlichen Mitarbeitern der Vereine nach Farbe geordnet und dann in die Produktion geschickt. "Pro Perücke werden etwa fünf Zöpfe benötigt, das kommt auch auf die Beschaffenheit der Haare an", erklärt Claudia Attar. Sobald die Haare eingetroffen sind bekommt der Spender ausserdem eine Bestätigungs-Email. Deshalb ist es auch wichtig, dass man mit den Haaren auch seine eMail-Adresse mit versendet.

Auf der Website der Vereine bekommt man weitere Informationen zur Haarspende. Das Schöne an dieser Spende ist, dass sie dem Spender nicht wehtut und sie dem, der die Spende erhält, neue Lebensfreude schenkt.