Ein Gespräch mit Edith de Vos, Leiterin und Gründeren der Baobab-Schule in Ghana (Afrika), wie sich die Corona-Pandemie bei unserer Patenschule auswirkt. josefine: War die Baobab-Schule auch wegen Corona geschlossen und was haben die Schüler in der Zeit gemacht?
De Vos: Die Baobab Schule war seit Mitte März geschlossen. Im Juli durften die Schüler*innen, die Prüfungen machen mussten, zurückkommen für die Prüfungen. Die wurden bis Ende Juli abgeschlossen. 16 Schüler*innen waren dabei. Am 5. Oktober durften nun alle anderen Schüler*innen zurückkommen. Ich weiß noch nicht, wie viele da sind, weil es immer eine Weile dauert, bis alle aus ihren Dörfern zurück sind. Durch Corona sind weltweit mehr Teenager schwanger geworden, als sonst, und ich befürchte, dass auch einige unserer Mädchen schwanger sind und nicht zu Baobab zurückkommen werden.
Edith de Vos mit einem Baobab-Mitarbeiter (Fotos: Baobab Children Foundation)
josefine: Wir verkaufen seit Kurzem hier bei uns an der Schule Masken von Baobab. Wer hat die eigentlich gefärbt und genäht?
De Vos: Die Batikstoffe wurden von einem Lehrer zusammen mit Grace, einer ehemaligen Schülerin, die inzwischen bei uns arbeitet, und 2-3 Schüler*innen hergestellt. Die Masken wurden von fortgeschrittenen Schüler*innen, die wir dafür von deren Zuhause zurückgeholt haben und ehemaligen Schüler*innen, die im Baobab Haus als Köchinnen, Serviererinnen, Ladenverwalterinnen oder auch Schneiderinnen arbeiten, genäht. Ein Junge, der inzwischen an der Universität Fashion-Design studiert, hat auch mitgenäht. Die Stoffe sind aus sehr hochwertigem Baumwolldamast. Die Masken sollten vor der Benutzung gewaschen werden. Die Stoffe werden mit der Zeit weicher.
Mariama ist Näherin im Baobab-Haus und näht jetzt nur Masken (Foto: Baobab Children Foundation)
josefine: Wenn die Schüler*innen jetzt wieder an die Baobab-Schule zurückkehren, welche Schutzmaßnahmen gibt es, damit sie sich nicht mit Corona anstecken?
De Vos: Alle Schüler*innen und Lehrer*innen wurden getestet und müssen Masken tragen, Hände waschen und desinfizieren. Da wir eine Internatsschule sind, haben wir den Schlafsaal der Jungen, weil er zu voll war, noch zusätzlich um einen Klassenraum erweitert. Jeden Tag wird von allen Schülern Fieber gemessen.
josefine: Was passiert, wenn sich bei Baobab jemand mit dem Corona-Virus infiziert hätte?
De Vos: Wir haben ein Therapiezentrum, zu de 2x in der Woche auch eine Krankenschwester hinkommt. Sobald jemand positiv getestet wird, gibt es im Therapiezentrum Möglichkeiten, diese Person in Quarantäne aufzunehmen. Falls jemand starke Symptome zeigt, dann wird diese Person nach Cape Coast ins Krankenhaus mit Covid-19 Abteilung gebracht. Diese Abteilung beliefert übrigens unser Baobab- Restaurant seit Anfang Mai mit gesundem Essen und vitaminreichen Säften für die Patienten.
Zeitungsausschnitt: "Baobab unterstützt Covid-19-Patienten mit kostenlosem Essen" (Foto: Baobab Children Foundation)
josefine: Wenn Sie Ende Oktober wieder zu Baobab zurückgekehrt sein werden, was haben Sie in Deutschland zu Corona gelernt, das Sie bei Baobab verwenden können?
De Vos: Eigentlich nicht so viel, da Ghana schon zu Beginn der Corona-Pandemie immer auf Deutschland geschaut hat und viel von Deutschland umgesetzt hat, teilweise wesentlich strenger als in Deutschland selbst. Die Zahlen von Corona-Infizierten sind vergleichsweise gering in Ghana. Aber die Zahlen täuschen auch, da natürlich viel weniger getestet wird als in Deutschland. Ich werde aber auf jeden Fall hier bei Baobab dafür sorgen, dass Corona-Vorschriften eingehalten werden und immer wieder auch die Schüler*innen und Mitarbeiter*innen bei Baobab über Corona und wie man sich davor schützt aufklären. Da die Zahlen wie gesagt sehr niedrig sind, nimmt die ghanaische Bevölkerung die Pandemie glaube ich nicht mehr so ernst.
josefine: Frau de Vos, vielen Dank für das Interview.
Die Fragen stellten Kim Mehmel und Lilli Wörner
Video: Hier berichtet uns Edith de Vos im März 2020 über Corona bei Baobab und in Ghana