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Zum internationalen Tag gegen Homophobie

Lesben, Schwule, Bi, Trans, Inter, Queer oder andere sexuelle Orientierungen, kurz LGBTIQ*, sind leider auch in unserer heutigen Gesellschaft noch ein Tabuthema und sind immer noch nicht ganz toleriert und akzeptiert. Dabei sind sie 100% Mensch wie du und ich.

Von Kim Mehmel

Der 17. Mai ist der Internationale Tag gegen Homophobie. Ziel ist es, auf die in der Gesellschaft noch bestehende Feindseligkeit gegenüber Homosexuellen und anderen sexuellen Orientierungen aufmerksam zu machen. Das Datum dieses Tages kann bis zum 17. Mai 1990 zurückverfolgt werden, als die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität von der Liste der psychischen Erkrankungen gestrichen hat.

Warum wird so ein Tag überhaupt benötigt? Umfragen zeigen: dass Homosexuelle und andere sexuelle Orientierungen in ihrem täglichen Leben häufig unter Mobbing, Diskriminierung, Gewalt usw. leiden.

Janos Erkens von der Bildungsstätte Anne Frank in Frankfurt am Main schreibt josefine: „Diskriminierung gegenüber LGBTIQ*-Menschen ist in vielen Lebensbereichen weit verbreitet“. So gäbe es mittlerweile viele Studien, die Diskriminierung von LGTBIQ*-Menschen dokumentieren. Die grösste Umfrage dazu mit 140.000 befragten LGBTIQ-Personen kommt von der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) und stammt aus dem Jahr 2020. „Darin sagen sechs von zehn Befragten, dass sie mit ihren Partner*innen in der Öffentlichkeit nicht Hand in Hand gehen, um Beschimpfungen zu vermeiden. Zwei von fünf Befragten geben an, im vergangenen Jahr gemobbt worden zu sein. 20 bis 30 Prozent aller Befragten geben an, am Arbeitsplatz oder in der Freizeit gemobbt worden zu“, sagt Janos Erkens.



In einer anderen Studie wurden LGBTQ-Jugendliche zunächst nach ihren Erfahrungen befragt. Jede zweite Person hat Beleidigungen und Beschimpfungen wie Schwuchtel, Du Home, Schwule Sau oder Lesbe erlebt. Jeder Dritte wurde ausgegrenzt und jeder Zehnte musste schon aufgrund seiner Orientierung Gewalt und körperliche Angriffe erleben.

Janos Jerkens: „Das alles deutet darauf hin, dass viele lesbische, bisexuelle, schwule, transgender und intersexuelle Menschen von Diskriminierung in allen Lebensbereichen im Alltag sowie in Schule und Arbeit, Freizeit etc. betroffen sind“. Dazu zähle auch Diskriminierung im Beruf, dass man also zum Beispiel einen Job nicht bekommt, weil man schwul oder lesbisch ist. In vielen anderen Ländern wie dem Iran, Saudiarabien oder Teilen Afrikas werden Homosexuelle sogar verfolgt, inhaftiert oder sogar hingerichtet.

Die genauen Gründe für Homosexualität, Trans usw. sind noch unklar. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen jedoch deutlich, dass Homosexualität usw. keine Einbildung sind, sondern durch genetische Faktoren und Umwelteinflüsse angeboren und vorgegeben sind. Janos Erkens: “Klar ist, man kann es nicht willentlich ändern“. Also: schwul, lesbisch usw. ist eine Variation des Menschen.

Warum ist trotzdem Homophobie weit verbreitet? Wir haben in dem klassischen Familienbild gelernt, dass, seitdem wir jung waren, dies als Grundlage fest etabliert wurde. Jonas Erkens: „Aber die Existenz von homosexuellen Menschen, vor allem aber von Transgender und intergeschlechtlichen Menschen zeigt, dass diese starre Ordnung von Mann und Frau gar nicht so ordentlich ist“.

Jeder weiss, was heterosexuell ist, also wenn das sexuelle Interesse dem anderen Geschlecht gilt. Was aber bedeuten eigentlich die ganzen sexuellen Orientierungen hinter LGBTIQ*?

Lesbisch: Frauen fühlen sich nur von dem weiblichen Geschlecht angezogen.

Gay (englisch für schwul): Männer fühlen sich nur von dem männlichen Geschlecht angezogen.

Bisexuell: Man fühlt sich sowohl von Männern als auch Frauen angezogen.

Transsexuell
: Als eine transsexuelle Person fühlst du dich im falschen Körper geboren und würdest gerne dein Geschlecht wechseln. Man möchte als das andere Geschlecht anerkannt werden und leben.

Intersexuell: Bei einem intersexuellen Menschen lassen sich die körperlichen Geschlechtsmerkmale nicht identifizieren oder sind nicht eindeutig, häufig werden intersexuelle Kinder noch als Baby zu einem Geschlecht operiert.

Queer: Es ist ein Sammelbegriff für Personen, die sich von der heteronormalität abheben

Dazu gibt es auch noch andere sexuelle Orientierungen wie zum Beispiel:

Asexuell:
Man fühlt keine sexuelle oder nur geringe Anziehung zu anderen Menschen, trotzdem kann man sich verlieben oder eine emotionale Bindung herstellen.

Pansexuell: Es ist für einen egal welches Geschlecht die Person hat, es zählen mehr der Charakter oder z.b. die Persönlichkeit.

(Kim Mehmel)


Auch Unwissenheit führt zur Angst vor dem Unbekannten: Viele Menschen kennen Schwule und Lesben nicht selbst, sondern nur aus Gerüchten oder den Medien. Einige Leute denken, dass Schwule und Lesben ihre eigene sexuelle Orientierung gewählt haben oder dass sie versucht sind, als Lebensstilwahl schwul zu sein, wie zum Beispiel Vegetarier oder ähnliches.

Zitat Erkens: „Auch Religiöse Normen oder Definitionen spielen eine sehr große Rolle für homosexuellenfeindliche Einstellungen“. Papst Franziskus nannte Homosexuelle "Kinder Gottes". Vor wenigen Wochen schrieb der Vatikan jedoch, dass die Kirche die gleichgeschlechtliche Ehe nicht segnen sollte, weil sie eine Sünde ist. Aber auch andere Vorbilder wie Eltern, Lehrer, Politiker und Prominente tragen dazu bei, die Akzeptanz der Geschlechterdiversität in der Gesellschaft zu formen. Laut einer Umfrage der Berliner Schule machte sich ein Drittel der Lehrer und Lehrerinnen über Kinder und Jugendliche lustig, die sich nicht ihrem Geschlecht entsprechend verhalten.

Jeder kann aber dagegen etwas tun, sagt Janos Erkens. „Wenn man erlebt, dass jemand zum Beispiel beschimpft wird, ist es natürlich wichtig, dass man das nicht ignoriert“. Wie genau man einschreitet, hänge von der Situation ab. Man müsse auf jeden Fall kein*e Heldin sein, um Unterstützung zu zeigen. „Wenn eine Person zum Beispiel beschimpft wird, kann man sie fragen: Kann ich dich gerade irgendwie unterstützen? oder sich neben die Person setzen um zu zeigen, dass man auf ihrer Seite ist".

Wenn es um eine andauernde Diskriminierung geht, also zum Beispiel in der Schule, im Beruf oder im Sportverein immer wieder Beschimpfungen oder Herabwürdigungen passieren, kann man die betroffene Person außerdem auf Beratungsstellen hinweisen, die es in jeder größeren Stadt gibt und die oft auch Internet-Sprechstunden anbieten. "Auch bei uns in der Bildungsstätte Anne Frank gibt es zum Beispiel die Beratungsstelle ADiBe (www.adibe-hessen.de)", so Jonas Erkens.


Unsere Redakteurin Kim hat Mila Saß interviewt. Mila ist transgender und Redakteurin bei der Schülerzeitung "Haus der Lernenden"


Foto: Mila Saß, privat

josefine: Hallo Mila, schön, dass wir Dir ein paar Fragen stellen dürfen. Wann und wie hast du gemerkt hast, dass du dich im falschen Körper geboren fühlst?

Mila: Es begann so 2017/2018. Ich begann mich immer unwohler zu fühlen. Anfangs konnte ich das garnicht einorden, da ich noch nie in Berührung mit diesem Thema stand. Es fühlte sich komisch an und ich begann Teile meines Körpers zu hassen. Ich wollte einfach nur noch raus.

josefine: Wie war das Coming Out für dich, wie haben deine Freunde, Familie und Bekannten darauf reagiert und wurdest du danach anders behandelt?

Mila: Mein Coming out war echt eine Herausforderung. Bei meinen Freunden war mir klar das die mich unterstützen, aber am meisten Angst hatte ich als es darum ging mich bei meiner Familie zu Outen. Ich wusste schon vorher wie sie zu dem Thema stehen, was das ganze nur noch schwerer gemacht hat. Mittlerweile ist es wieder etwas entspannter aber ein Teil meiner Familie blockt immernoch komplett ab was mich auch belastet. Denn solange da nichts passiert kann ich nicht so sein wie ich bin.

josefine: Gibt es Komplikationen in deinem Alltag, z.b. in der Schule mit den Schultoiletten?

Mila: Es gibt einige Komplikationen. Angefangen bei der Schultoilette. Typischerweise gibt es Jungen und Mädchn Toiletten, da wir aber nicht genug Räumlichkeiten hatten, musste eine Behindereten Toilette für mich und andere Reserviert werden. Alles schön und gut, aber ich komme mir seltsam vor wenn ich als Transsexuelle Person auf eine Behinderten Toilette muss. Aber auch so im alltag gibt es einige schwierigkeiten. Wenn ich irgendwo anrufe und sage ,,Hallo hier ist Mila" sind die Leute irritiert wenn sich eine Person mit eindeutig Männlicher Stimme mit einem Frauenname vostellt.

josefine: Hast du vor eine Geschlechts-OP zu machen?

Mila: Aufjedenfall! Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg aufgrund des Transsexuellengesetz (TSG).

josefine: Musstest du schon Erfahrungen mit Mobbing erleben?

Mila: Leider ja und das nicht gerade wenig. Am anfang war es besonders schlimm wodurch ich auch einige meinr Freunde verlor. Ich finde es echt schade, dass solche Themen bis heute noch große Probleme bereiten.

josefine: Hättest du dir mehr Unterstützung gewünscht, wenn ja von wem oder wo?

Mila: Oh ja! besonders von meiner Familie. Aber irgendwann weiß man auch da nicht weiter und muss es so akzeptieren wie es ist.

josefine: Vielen Dank Mila für Dein sehr offenes Interview.

(Das Interview wurde geführt von Kim Mehmel)