Sind wir allein im All?

Zur bevorstehenden Landung des NASA-Rovers "Perseverance" auf dem Mars am 18. Februar 2021.

Von Ann-Kathrin Büchold

Das Weltall ist für viele ein Mysterium und wirft für viele Fragen auf. Die größten Spekulationen gibt es wohl über das Leben im All und auf anderen Planeten. In vielen Filmen und Geschichten sieht man oft „kleine grüne Männchen“, die als „Aliens“ bezeichnet werden und uns eine Vorstellung von dem Leben im All geben. Doch gibt es überhaupt Außerirdische? Und wenn ja, wo leben sie?

Rein theoretisch ist es möglich, dass es Lebewesen anderswo im Weltall geben könnte. Doch es gibt viele Kriterien, die nach bisheriger Meinung der Forscher erfüllt werden müssten, damit Leben, wie wir es kennen, überhaupt dort entstehen kann.


Erdähnliche Planeten

In erster Linie muss der Planet im richtigen Abstand zu seiner Sonne liegen, damit er nicht zu kalt oder zu heiß wird. Außerdem muss es auf dem Planeten flüssiges Wasser geben, damit Leben sich überhaupt entwickeln kann. Zusätzlich braucht es eine Atmosphäre und ein Festland für dieses Leben. Damit Festland entstehen kann, braucht dieser Planet noch Vulkanismus.

In unserem eigenen Sonnensystem gibt es keinen Planeten, außer der Erde, der diese Kriterien erfüllt. Die beiden Planeten Neptun und Uranus sind beispielsweise zu weit von der Sonne entfernt. Daher haben sie auch ihren Spitznamen „Eisriesen“. Der Merkur und die Venus hingegen liegen zu nah an der Sonne und dort ist es am Tag bis zu 400 Grad Celsius heiß. Forscher suchten daher bislang in anderen Sonnensystemen nach Planeten, die oben genannte Kriterien für die Entstehung von Leben aufweisen.

Weltraumteleskop Kepler

Ein gutes Beispiel für solch einen Planeten ist Kepler22b. Er ist rund 600 Lichtjahre von der Erde entfernt und wurde im Jahr 2011 vom Kepler-Weltraumteleskop entdeckt. Es gibt noch einige Duzend andere, auf denen es ebenso Leben geben könnte, und fast jeden Monat kommen neue Kandidaten hinzu. Das Problem dabei: die große Entfernung zur Erde. Selbst wenn Menschen ähnliches Leben auf diesen Planeten vorhanden wäre, das zudem intelligent genug wäre, um mit uns Verbindung aufzunehmen, wären Funksignale von der Erde dorthin oder umgekehrt mindestens 30 bis 50 Jahre unterwegs.

Zu weit entfernt

Und um mit unserer heutigen Technik zu einem dieser erdähnlichen Planeten zu reisen, das würde gar Tausende Jahre dauern. Daher ist es für Forscher schwierig, dort nach Leben zu forschen. „In den letzten Jahren sind die Forscher daher offener geworden“, sagt Rainer Kresken von der
Europäischen Raumfahrtorganisation ESA. Mittlerweile habe man gelernt, dass für Leben ein Planet möglicherweise gar nicht so erdähnlich sein muss, wie bisher gedacht. „Dadurch hat sich die Möglichkeit, Leben auf einem anderen Himmelskörper zu finden, dramatisch erhöht“, erzählt uns der Weltraumexperte. Weiterer Vorteil: solche Planeten gibt es in erreichbaren Entfernungen.


Rainer Kresken von der ESA in Darmstadt (Foto: ESA/J. Mai auf flickr.com, BY-NC-ND-2.0-de)

So wird die ESA im Jahre 2022 einen neuen Rover zum Mars schicken, der nach Spuren für aktuelles oder ehemaliges Leben suchen soll. „Viel versprechen sich Forscher auch vom Mond Europa, der den Jupiter umkreist“, sagt Kresken. Der Mond ist von einer dicken Eisschicht bedeckt, man vermutet aber große Ozeane, also Wasser, darunter. Erst vor wenigen Monaten hat die Forschungssonde Cassini Messungen nahe des Saturnmondes Enceladus vorgenommen. Wissenschaftler sagen: im Ozean unter der Mondoberfläche könnte es Leben geben.


Leben ganz in der Nähe

Welches Leben uns dort erwarten könnte weiß allerdings keiner. „Das können einfache Einzeller sein, oder Viren, oder auch komplexere Lebewesen“, erzählt uns Kresken. Auch ob diese Lebewesen intelligent sind, wisse man nicht, aber viele Forscher halten es für wahrscheinlich. Intelligenz ist erforderlich, um mit uns auf der Erde in Kontakt zu treten. Intelligenz heißt aber möglicherweise auch, sich ganz still zu verhalten und nicht auf sich aufmerksam zu machen, wenn der Mensch nach Aliens sucht. „Denn die Geschichte bei uns auf der Erde hat gezeigt, dass der Mensch nicht immer friedlich ist gegenüber neu entdeckten Zivilisationen, sie ausbeutet und auch umbringt“, gibt Kresken zu bedenken. Genauso könnte es allerdings auch dem Menschen passieren: keiner weiß, ob eine außerirdische Zivilisation dem Menschen gegenüber friedlich gestimmt ist. Es bleibt also spannend.

(aus: JOSEFine Juni 2017)